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gegen und stellte sein Heer gegen die Albaner in Schlachtordnung
auf. Eben sollte der Kampf beginnen, als Mettus in die Mitte
beider Heere trat und den Tullns zu einer Unterredung einlud.
„Wir können es uns nicht verbergen, — sprach er bei der Zu-
sammenkunft — daß bloß Eifersucht die beiden benachbarten und
verwandten Völker gegen einander auf den Kampfplatz führte.
Warum wollen wir doch so vieles Blut vergießen! Warum
wollen wir uns einander selbst entkräften, und beide geschwächt
in die Hände unserer Feinde fallen! Lieber mag ein unparteii-
scher Kampf einzelner Männer aus deinem und meinem Heere
auf ewig entscheiden, welches Volk dem andern unterworfen sein
soll." Dem Tullns gefiel der Vorschlag. Beide gingen ausein-
der, um aus ihren Heeren die Tapfersten zu diesem Entschei-
dungskampfe auszusuchen. Zufällig dienten im römischen Heere
Drillingsbrüder, die Horatier, und eben so im albanischen, die
Curiatier. Diese boten sich freudig dazu da, den Kampf für die
Herrschaft auszufechten. Nachdem der Vertrag feierlich beschwo-
rcn war, griffen die drei Brüder beiderseits zu den Waffen und
traten unter lauten Ermunterungen und Ermahnungen ihrer Mit-
bürger in der Heere Mitte. Hier standen die Römer, dort die
Albaner vor ihrem Lager aufgestellt, voll banger Erwartung über
den Ausgang des nahen Entscheidungskampfes. Das Zeichen
wird gegeben, und der Angriff beginnt. Es blitzeil und klirren die
Schwerter durcheinander und Schauder durchfährt die Zuschauer.
Plötzlich stürzt ein Römer, und über ihn noch ein Römer sterbend
hin, und mit lautem Jubel begrüßen die Albaner das Glück ihrer
Streiter; während im römischen Lager Alle von Bestürzung und
Verzweiflung auf das tiefste ergriffen sind. Aber schwer ver-
wundet sind alle drei Albaner; der eine lioch übrige Römer da-
gegen ohne Wunden und frisch all Kraft und Muth. Dieser
nimmt plötzlich die Flucht und lockt die andern, ihn zil unter-
stützen. So trennt er listig die dreifache Gewalt, wohl voraus-
sehend, daß sie ihn nur so verfolgen können, wie es Jedem seine
schwächende Wunde zuläßt. Nach kurzer Flucht bleibt er stehen
und blickt sich um. Da sieht er seine drei Gegner weit von
einander getrennt, und einen schon ganz in seiner Nähe. Auf
diesen rennt er mit großem Ungestüin zurück; und während das
albanische Heer den Curiatiern zuruft, ihrein Bruder beizusprin-
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136
Heuer, welche hölzerne Thürme mit Kriegern auf ihrem Rücken
trugen in die Reihen der Römer ein und verbreiteten Schrecken
und Verwirrung. Noch nie hatten diese solchen Ungeheuern ge-
genüber gestanden. Selbst die Pferde wurden scheu und warfen
ihre Reiter ab. Was sich nicht durch die Flucht rettete, wurde
von den Elephanten zertreten oder von den Soldaten aus den
Thürmen niedergeschossen. Blutig war die Niederlage der Rö-
mer 2). Jedoch hatte auch Pyrrhus diesen Sieg theuer erkaufen
müssen. Er selbst war in höchster Lebensgefahr gewesen; seine
besten Führer und Soldaten waren gefallen. Als er am folgen-
den Tage das Schlachtfeld, den Zeugen der römischen Tapfer-
keit, besuchte, äußerte er voll Bewunderung: „O, wie leicht
wäre es, die ganze Welt zu erobern, wenn die Römer meine
Soldaten, oder ich ihr König wäre3)!"
Nach diesem Siege fielen ihm die Sammler, Lucaner,
Apuler und Bruttier zu, und mit ihnen vereint drang er vor
bis nach Präneste, das nur sieben Meilen von Rom selbst ent-
fernt ist. Von hieraus schickte er seinen Freund, den großen
griechischen Redner Eineas, der, wie Pyrrhus behauptete, mehr
Städte mit seiner Zunge, als er selbst mit dem Schwerte ero-
bert hatte, mit Friedensanträgen nach Rom, hoffend, daß die
Römer, nach ihrer großen Niederlage und bei der Nähe der neuen
Gefahr, jetzt gewiß zum Frieden ganz geneigt sein würden. Die
Bedingungen desselben waren: es sollte in den Frieden mit
Pyrrhus auch Tarent mit ausgenommen, allen Griechen in
Italien Unabhängigkeit eingeräumt, deu vier mit Tarent ver-
bundenen Völkern alles, was ihnen die Römer entrissen, zurück-
gegeben werden. Allein es war Grundsatz der Römer, nie nach
Niederlagen, sondern nur uach Siegen Frieden zu schließen.
Vergebens bot der große Schüler des Demosthenes die ganze
sieggewohnte Kraft seiner Beredsamkeit auf, um die Absicht seines
Herrn zu erreichen; hier aber scheiterte seine Kunst an der Rede
des blinden, greisen Appius Claudius, der, schon längst
nicht mehr gewohnt, in der Versammlung zu erscheinen, dieses
2) V. Laevinus parum prospere adversus Pyrrhum pugnavit, ele-
phantorum maxiine inusitata facie territis militibus. Liv. epit. I. 13.
3) 0 quam facile erat, orbis terrarum Imperium occupare, aut
mihi Romanis militibus, aut me rege. Flor, I. 18.
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Extrahierte Personennamen: Claudius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Schwerte Rom Tarent Italien Tarent
115
Eben war der Dictator Camillus aus einem neuen Feldzüge
gegen die Gallier siegreich heimgekehrt, als die Patricier ihn
angingen, die Dietatur beizubehalten, um den Hochmuth des
Volkes zu beuge«. Allein das Volk, das noch unter Waffen
war, trotzte dem greisen Dictator und drohete mit Auswande-
rung. Da sah sich Camillus einer eisernen Nothwendigkeit gegen-
über ; und er gelobte der „Concordia" einen Tempel, wenn ihm
die Aussöhnung der Parteien gelinge. Sie gelang, und er krönte
hiermit den Abend seines glorreichen Lebens. Durch seine Vermit-
telung und durch die Zustimmung des Senats und der Curien
wurden jene Anträge zu Gesetzen erhoben; und die Plebejer hatten
die Freude, ihren unermüdlichen Streiter Sertius als den ersten
Cónsul aus ihrer Mitte erwählen zu können -) (366). Das Ein-
zige, was Camillus in diesem Streite für die Patricier noch
retten konnte, war, daß vom Consulate das Richteramt getrennt,
und dieses als eine besondere Magistratswürde, unter dem Na-
men Prä tur, dem Patricierstande für die verlorene Stelle des
Consulats Vorbehalten bleiben sollte. Die Prätur galt damals
für die zweite Würde im Staate. Wie die Consuln so wurde
auch der Prätor 2 3) in der Centuriatversammlung gewählt und
stand jenen gewisser Maßen als dritter Cónsul zur Seite. Darum
hieß er auch College der Cousuln. Waren diese abwesend, so
vertrat er ihre Stelle und hielt die Senats- und Volksversamm-
lungen ab. Auch hatte er die äußeren Insignien, die sechs Lic^
toren, die Sella curulis und die Präterta. Sein eigentlicher
Wirkungskreis war übrigens die Rechtspflege. Beim Antritte
seines Amtes bestimmte er die für das Amtsjahr zu beobachten-
den Grundsätze (edietum praetorium, lex annua), ernannte die
Richter, verkündete und vollzog das Urtheil. Demnach sprach
sich seine ganze Jurisdiction und Gewalt in den drei Worten
aus: de (judices), dico (sententiam), addico (rem).
Die Tage, an welchen eine richterliche Entscheidung vorgenom-
men und ausgesprochen wurde, hießen die« fasti (Gerichtstage).
Anfangs war nur ein Prätor. Als aber durch den Zufluß der
2) L. Sextius de plebe primas cónsul factus. Liv. Vi. 42.
3) Prätor (von prae-ire, praeitor) der Voranschreitende war in der
ersten Zeit der Feldherr; und die Consuln selbst führten anfangs diesen
Namen. (Siehe S.' 73).
8*
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177
Abtretung Spaniens und aller Inseln im Mittelmeere an. Sci-
pio aber forderte im stolzen Vorgefühle des Sieges unbedingte
Unterwerfung. Da brach Hannibal die Unterhandlung ab; der
Gott der Schlachten sollte jetzt entscheiden. Am folgenden Tage
begann der blutige Kampf. Mit Muth und Anstrengung fochten
beide Heere, aber die Kräfte waren zu ungleich. Hannibal hatte
außer wenigen Kerntruppen, die er aus Italien mitgebracht, nur
ungeübte, erst vor Kurzem geworbene Miethssoldaten. Er er-
munterte sie durch Wort und That, aber sein ermunternder
Schlachtruf verhallte wie ein matt rollender Donner; von allen
Seiten wich das feige Miethsgest'ndel zurück. Auf das hart-
nackigste fochten aber die altgedienten Krieger, die er selbst an-
führte. Er stand, wie sonst, mitten im Gedränge, wo der Kampf
am hitzigsten war, ihnen zur Seite. Alle Angriffe der Römer
wurden von diesen Tapfern mit unerschütterlichem Muthe zurück-
geschlagen. Endlich jedoch brach auch ihre Kraft; Hannibal ent-
kam mit einer kleinen Schar nach Adrumetum. Dieser rieth jetzt
selbst seinen Mitbürgern zum Frieden, als zu dem einzigen Ret-
tungsmittel vor völligem Untergange; auch Scipio wünschte ihn,
damit nicht etwa ein anderer Consul ihm die Ehre rauben mögte,
den Krieg geendigt zu haben. Das von der Land- und Seeseite
her bedrohete Karthago nahm den Frieden an, welchen der Sie-
ger unter sehr harten Bedingungen bewilligte. Es mußte auf
Spanien, seine letzte Kraft, verzichten; seine Flotte bis auf zehn
Schiffe, zur Nothwehr gegen Seeräuber, ausliefern; den Ma-
sinissa, seinen Erbfeind und künftigen Beobachter, als König
von Gesammt - Numidien anerkennen; innerhalb fünfzig
Jahren zehntausend Talente (fast zwölf Millionen Thaler) Krie-
geskosten bezahlen und geloben, keinen Krieg ohne Einwilligung
der Römer zu führen. Nicht ohne Widerspruch wurden diese
Bedingungen im folgenden Jahre (201) in Rom vom Senate
bestätigt.
Jetzt kehrte Scipio über Sicilien nach Rom zurück. Der
ganze Weg durch Italien glich einem ununterbrochenen Triumph-
zuge. Alle Straßen, auf welchen er reifete, waren mit Menschen
angefüllt; alle wollten den Helden sehen, der den furchtbarsten
Feind Roms besiegt und seine Vaterstadt auf den höchsten Gip-
fel der Macht und des Ruhmes erhoben hatte. Als er sich Rom
Wetter, Geschichte der Römer, 12
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238
Talente Kriegeskosten zahlen." Hierauf wandte sich Sulla gegen
Fimbria, der in einem festen Lager bei Thyatyra stand, und
forderte seinen Gegner auf, ihm das Heer zu übergeben, weil
er kein gesetzlicher Feldherr sei. Als aber jener die Forderung
dagegen stellte, Sulla sollte seinen Heeresbefehl niederlegen, weil
er für einen Feind des Vaterlandes erklärt worden sei: ließ dieser
das Lager der Feinde mit einem Walle umziehen. Täglich gingen
jetzt Soldaten des Fimbria zum Sulla über, endlich kündigte das
ganze Heer ihm den Gehorsam auf; und der verlassene Abenteurer
tödtete sich selbst. Bevor der Sieger Asien verließ, ordnete er
die Angelegenheiten der Provinz mit großer Strenge; zur Strafe
des Abfalles mußte sie 20,000 Talente (25 Millionen Thaler)
Kriegessteuer bezahlen. Hierzu kamen die außerordentlichen Lei-
stungen für die vollständige Verpflegung der Soldaten, die in
den Quartiren ihren Forderungen und Erpressungen keine Grenze
setzten. Ganze Städte und Landschaften versanken in Elend und
Noth und wurden eine Beute der römischen Wucherer.
Der Feind des römischen Volkes war vollständig be-
siegt, und nun trat Sulla mit seinem siegreichen, ihm ganz erge-
benen Heere die Rückkehr nach Rom an, um Rache an seinen
Privatfeinden zu nehmen. In dem Hafen von Dyrrachium
rüstete er zur Überfahrt nach Italien. Unterdessen hatten aber
auch die Häupter der Marianischen 'Partei alle Vorkehrungen ge-
troffen, um das herüberkommende „Doppelthier, das die Kraft
des Löwen mit der Schlauheit des Fuchses verbinde" — so be-
zeichneten sie Sulla — kräftig zu empfangen. Nach der Er-
mordung des Cinna hatten sie ihren frühern Plan, den Sulla
in Griechenland selbst anzugreifen, aufgegeben. Sie beschränkten
sich bloß darauf, Italien zu vertheidigen, wo sie über 200,000
Mann unter Waffen hatten. Auf ihrer Seite standen die neuen
Bürger und das ganze Gesindel von Rom und Italien, auf
Sulla's Seite die Adeligen und die alten Bürger. Dieser kam
mit 40,000 wohlgerüsteten und kampfgeübten Soldaten, mit einer
großen Flotte und einem ungeheueren Schatze aus Griechenland
herüber und landete in Brundusium. Schnell vereinigten sich
die Großen mit ihm und vermehrten mit ihren zahlreichen Cli-
enten seine Macht. Cnejus Pompejus, ein Jüngling von 23
Jahren, führte ihm sogar drei Legionen zu, welche er aus eige-
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Extrahierte Personennamen: Sulla Sulla Sulla Sulla Sulla Sulla Sulla Cnejus_Pompejus
Extrahierte Ortsnamen: Thyatyra Asien Rom Italien Griechenland Italien Rom Italien Griechenland Brundusium
239
nem Antriebe gesammelt und bewaffnet, und mit welchen er schon
für ihn gefochten hatte. So begünstigt konnte sich Sulla gerades
Weges gegen die Feinde wenden und diesen zeigen, daß er wirk-
lich die Kraft des Löwen mit der Schlauheit des Fuchses ver-
binde. Das Heer des Consuls Norbanus schlug er bei Canu-
sium, das Heer des andern Consuls Scipio, eines Enkels des
Asiaticus, bewog er durch Geld und Versprechungen zum Über-
gange; und nun flüchtete sich Q. Sertorius, einer der Anführer
der Marianischen Partei, in seine Provinz Spanien, um dort
einen neuen selbständigen Kampf zu beginnen. — Auch die Con-
suln des folgenden Jahres (82), der jüngere C. Marius und
Papirius Carbo, waren nicht glücklicher. Den erfteren schlug er
bei Pränefte und ließ ihn durch einen Unterbefehlshaber in die-
ser Stadt einschließen. Vergebens suchte ihn der andere Consul
von Etrurien aus zu entsetzen. Nach verzweifelter Gegenwehr
unterlag auch er und floh nach Afrika. Den letzten Versuch zum
Entsätze der Stadt machten die Samniter, welche vom Bundes-
Knossenkriege her die Waffen noch nicht niedergelegt und daher
o!uch das römische Bürgerrecht noch nicht erhalten hatten. Und
als auch dieser mißlang, zogen sie unter der Anführung des Pon-
tius Telesinus mit ihren Verbündeten, den Lucanern und Cam-
panern, rasch .nach Nom, das sie durch Überrumpelung zu er-
obern und dann dem Erdboden gleich zu machen gedachten. Al-
lein Sulla, welcher von ihrer Bewegung unterrichtet war, warf
sich in die Stadt; und nun kam es an dem collinischen Thore
zu einer furchtbaren Entscheidungsschlacht, die mit der völligen
Niederlage der Samniter und ihrer Verbündeten endete. Voll
Verzweiflung gab sich Telesinus selbst den Tod. Und nun war
für Präneste alle Hoffnung auf Entsatz dahin. Die Stadt ergab
sich und büßte hart den verzweifelten Widerstand, den sie geleistet
hatte. Marius suchte durch Minengänge zu entkommen; als er
sich aber entdeckt sah, entleibte er sich selbst.
So waren denn alle feindlichen Heere besiegt, ihre Führer
entweder erschlagen oder flüchtig, und Sulla, fortan der Glück-
liche (Felix, Faustus) genannt, gebot als Sieger über Rom
und ganz Italien. Jetzt ließ er seinem Rachegefühle freien Lauf
und überbot selbst den Marius an Grausamkeit. Statt des
Jubels, mit welchem die geängstigten Römer den Sieger bei
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Extrahierte Personennamen: Sulla Consuls_Scipio Scipio Marius Marius Papirius_Carbo Sulla Telesinus Marius Marius Sulla Felix Felix Faustus Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Marianischen_Partei Spanien Etrurien Afrika Rom Italien
248
jeden Angriff, ließ aber, um den Feind von dem übrigen Ita-
lien abzuschneiden, einen sieben Meilen langen Wall und Gra-
den quer durch's Land ziehen. Spartacus hatte vor, nach Si-
cilien überzusetzen und auch dort die Fahue der-Empörung auf-
zupflanzen: als aber die Seeräuber mit den ihm versprochenen
Schiffen nicht herüberkamen, da durchbrach er stürmend die feind-
lichen Bollwerke und bahnte sich seinen blutigen Weg nach Apu-
lien. Hier aber übersiel und vernichtete Craffus einen großen
feindlichen Heerhaufen, der sich von dem Zuge des Spartacus
getrennt hatte; und nun trat dieser den Weg nach Bruttium an.
Allein einige Vortheile, die er hier über die verfolgenden Römer
erkämpfte, machten die Sklaven so übermüthig, daß sie ihn zwan-
gen, sie nach Lucanien zurückzuführen. Am Flusse Silarus
kam es zu einer mörderischen Schlacht, in welcher Spartacus
nach heldenmüthigem Kampfe siel, und die ganze Macht des
Sklavenheeres gebrochen wurde. Sechstausend Gefangene ließ
der Sieger Craffus längs der Straße von Capua nach Rom
an's Kreuz schlagen. Eine entkommene Schar von fünftausend
Sklaven, die über die Alpen sich retten wollte, fiel dem eben
aus Spanien zurückkehrenden Pompejus in die Hände, der sie
Mann für Mann niederhauen ließ. Dieser schrieb nun in sei-
nem ruhmredigen Berichte hierüber an den römischen Senat:
„Craffus hat die Sklaven in geordneten Treffen besiegt, ich aber
endete den Krieg bis auf die Wurzel." Diese Anmaßung kränkte
den Craffus, und es entstand gegenseitige Eifersucht und Feind-
schaft zwischen diesen beiden Männern. Beide wurden für das
folgende Jahr 70 zu Consuln ernannt, ersterer in der gewohn-
ten rechtmäßigen Art und Weise, Pompejus aber gegen alle alte
Sitte, und mit Verletzung der Gesetze des Sulla, weil er weder
das gesetzliche Alter erreicht, noch je eine der Ehrenstellen be-
kleidet hatte, welche den Weg zu dieser höchsten bahnen sollten.
Beide buhlten wetteifernd um die Gunst des Volkes; der reiche
Craffus ') durch Getreidespenden und Bewirthung des Volkes
') Seine sprichwörtlich gewordenen Reichthümer rührten hauptsächlich
von dem wohlseilen Kauf der unter Sulla confiscirten Güter her. —
Bei Cicero (de off. 1.8.) heißt es: Crassus negabat, ulliim satis niag-
nam pecuniain esse ei, qui in república princeps vellet esse, cujus fruc-
tibus exercitum alere non posset. — Plutarch schlägt die Einnahme
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Spartacus Craffus Sulla Sulla
281
treten und vorzüglich durch kluge Erregung ihres militärischen
Ehrgefühls.
Der Diktator verweilte in Rom nur so lange, als es die
Ruhe der Stadt eben zu erfordern schien. Dann brach er rasch
nach Afrika auf, wo die Anhänger des Pompejus und alle
Freunde der republikanischen Verfassung mit überlegenen Streit-
kräften standen. Auch der numidische König Juba hatte sich
ihnen angeschlossen. Allein was an Zahl der Streiter dem Cä-
sar abging, das ersetzte sein Muth und sein Glück. Anfangs
freilich wollte ihm dieses nicht zur Seite stehen, indem er von
Labienus, dem Unterfeldherrn des Metellus Scipio, der in Afrika
den Oberbefehl führte, mit bedeutendem Verluste zurückgewiesen
wurde. Allein in der entscheidenden, mörderischen Schlacht bei
Thapsus (46) blieb es ihm treu und verlieh ihm den glänzend-
sten Sieg. Furchtbar wüthete das Schwert der Cäsarianer in
den weichenden und kämpfenden Reihen; es fielen bei 50,000,
die meisten mit dem Schwerte in der Hand, nur wenige retteten
sich durch die Flucht nach Spanien. So vernichtete der blutige
Tag bei Thapsus alle Hoffnungen der Republikaner. Von den
Überlebenden tödteten sich viele mit eigener Hand; denn sie hiel-
ten den Cäsar für einen Tyrannen und verschmäheten es, sich
ihm zu unterwerfen oder seine Gnade anzuflehen; unter diesen
Metellus Scipio, Petrejus, der König Juba und der strenge
Republikaner Cato. Der letzte befehligte in Utika (daher Uti-
cencis) und war entschlossen, die Stadt bis auf das äußerste
zu vertheidigen. Als aber die Bürgerschaft sich dagegen erklärte,
da war Cato's Plan entschieden. Nachdem er zuvor Plato's
„Phädon" über die Unsterblichkeit der Seele ruhig durchgelesen
hatte, stieß er mit der größten Kaltblütigkeit sich selbst das
Schwert in die Brust. Mit tiefer Rührung vernahm Cäsar
den Tod dieses hochherzigen Republikaners und brach beim An-
blicke der Leiche in die Worte aus: „Ich mißgönne dir deinen
Tod, Cato, weil du mir nicht die Ehre gegönnt hast, dir dein
Leben zu erhalten." — Mit der Unterwerfung Utika's war der
afrikanische Krieg (47 — 46) beendigt. Numidien wurde
in eine römische Provinz verwandelt und dem Freunde und An-
hänger des Cäsar,] dem Crispus Sallustius, als Procónsul
zur Verwaltung übergeben.
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283
drinischen Mathematikers Sosigenes, einen neuen Kalender,
der nach ihm der Julianische genannt wird D-
Jedoch bald rief ihn von dieser friedlichen Sorge für das
Staatswohl der letzte Kampf mit der Gegenpartei nach Spa-
nien ab (im Septbr. 46). Hier hatten sich nach der Schlacht
bei Thapsus, unter Casus und Ser tus, den Söhnen des
Pompesus, die noch lebenden Freunde des Vaters und alle äch-
ten Republikaner mit einer bedeutenden Streitmacht gesammelt.
Vergebens hatte Cäsar zuerst seine Unterfeldherrn gegen sie ab-
geschickt. Er selbst mußte sich an die Spitze seines Heeres stel-
len; und unter den Mauern von Munda kam es (im März
45) zu einer Schlacht, der schrecklichsten und gefahrvollsten,
welche Cäsar je geliefert hatte. Mit kalter Todesverachtung
drangen die Pompesaner in die Reihen ihrer Gegner ein, schon
wichen diese bestürzt zurück; da warf sich Cäsar selbst, mit den
Waffen in der Hand, in die vordersten Reihen des Feindes und
die Gefahr, in welcher setzt das Leben des Feldherrn schwebte,
befeuerte seine Truppen mit neuem Muthe, und der Sieg ward
endlich errungen. Diese Schlacht, in welcher Cäsar nach eige-
nem Geständnisse nicht für den Sieg, sondern für das Leben
kämpfte, führte rasche Entscheidung herbei. Die meisten Führer,
unter ihnen Cnesus selbst, waren mit 30,000 Waffengefährten
gefallen; Casus flüchtete in das nordöstliche Spanien. Munda,
vor dessen Mauern die Cäsarianer einen Leichenwall errichteten,
wurde erstürmt, dann Corduba, dessen Befehlshaber in den
Flammen starb. Hispalis (Sevilla) öffnete dem furchtbaren
Sieger freiwillig ihre Thore. Innerhalb weniger Wochen war
ganz Bätica beruhigt und so der Bürgerkrieg, welcher beiden
Theilen 170,000 Todte kostete, beendigt.
'0 Der Kalender war durch die willkürlichen Einschaltungen der Pon-
tifices so in Unordnung gerathen, daß man z. B. die Erntefeste im Frühlinge
feierte. Man hatte nämlich bei der Jahresrechnung nicht weniger als 80
Tage ausgelassen. Um nun den Kalender völlig in Ordnnng zu bringen
und ähnliche Verwirrungen für die Zukunft zu verhüten, wurden nicht allein
die fehlenden Tage zugesctzt, so daß das Jahr der Verbesserung, 46, im Gan-
zen 445 Tage zählte, sondern auch angeordnet, daß von da an jedes Jahr zu
365 Tagen gerechnet, alle vier Jahre aber noch ein Tag eingeschaltet wer-
den solle.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt]]
84
wetteiferten, sich anwerben zu lassen. Der Cónsul führte ein
zahlreiches Heer gegen die Feinde und erfocht den glänzendsten
Sieg über sie. Mit Recht erwartete jetzt das Volk den wohl-
verdienten Lohn für seine neuen Anstrengungen und Opfer, aber
es wurde in seiner gerechten Erwartung wiederum auf das schmerz-
lichste getäuscht. Vergebens trat Servilius für dasselbe auf; die
entgegengesetzte Ansicht seines Collegen Appius behielt im Senate
das Übergewicht, und das alte Schuldgesetz wurde mit furcht-
barer Strenge erneuert. Das Volk aber belagerte die Gerichts-
stühle und widersetzte sich jedesmal der Abführung eines dem
Gläubiger zugesprochenen Schuldners. Von Tag zu Tag nahm
der Unwille, der Aufruhr, das heimliche Zusammenrotten zu.
Die jetzt herrschenden Unruhen in der Stadt suchten die alten
Feinde Roms, insbesondere die Volsker und Sabiner, für sich zu
benutzen und setzten sich wieder in Bewegung. Die neuen für
das Jahr 494 gewählten Consuln wollten die Heeresmusterung
halten; allein das Volk weigerte sich standhaft und trotzte allen
Zwangsmaßregeln. Da wurde auf Anrathen des Appius aber-
mals ein Dictator erwählt und zwar Marcus Valerius, des
berühmten Poplicola Bruder, ein Mann von Weisheit und Mä-
ßigung, der auch, um sich dem Volke gefällig zu beweisen, den
Bruder des vorigen Consuls Servilius zu seinem Magister Equi-
tum ernannte. Durch die glänzendsten Verheißungen vermogte
er endlich die Plebejer dahin, sich der Vertheidigung des Vater-
landes anzunehmen. Drei starke Heerhaufen wurden gebildet,
von denen der eine unter dem Befehl des Dictators gegen die
Sabiner, die beiden andern, von den Consuln geführt, gegen die
Äquer und Volsker zogen. Sie erfochten schnelle und glänzende
Siege. Nun eilte Valerins nach Roin und verlangte vom Se-
nate die Erfüllung seines Versprechens, die Erlassung der Schul-
den. Allein jetzt, wo die drohende Gefahr durch den Arm des
Volkes abgewandt war, wurde des frühem Versprechens nicht
weiter gedacht, und sein Antrag fand heftigen Widerspruch. Man
warf ihm sogar eine niedrige Gefälligkeit gegen den Pöbel vor,
und daß er zum Besten desselben am Senate zum Verräther
werde. Voll Unmuth entfernte er sich und legte seine Stelle
nieder. Die Heere der Consuln standen noch im Felde; sie durf-
ten, bevor sie ihres Eides entbunden waren, nicht in die Stadt
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